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Oh Schreck, die Bikini Saison ist da! – Körperbild ad Absurdum

  • Katharina Schwenk
  • 19. Juni 2017
  • 4 Min. Lesezeit

Jedes Jahr das Selbe. Kaum rollt das warme Wetter an sind Zeitschriften, Werbung und Fernsehbeiträge voll mit Tipps für den ‚perfekten’ Bikini-Body und mit Bildern von Frauen, die ihre nahtlos gebräunten stählernen Körper präsentieren.

Waren es in meiner Jugend eher gertenschlanke Gazellen à la Kate Moss oder Victoria Beckham, die den Körperkult der Super-Schlanken anführten, so sind es heute Kim K., Kylie Jenner oder Nicki Minaj, die einem Slim-Thick Trend ein Gesicht geben und den neuen Kult zum Lebensmotto werden lassen.

Überall wird also nun gesquattet was das Zeug hält, die Deadlifts werden schon vor dem Frühstück zuhauf ausgeführt und der Bauch mit diversen Detox-Tees, veganen Low-Carb Diäten oder sogar Korsetts (whaaat??) solange bekämpft, bis die Taille im besten Fall den Umfang der einer 8-Jährigen hat.

Und wozu das Ganze? Wer sagt uns wie wir auszusehen haben und vor allem warum zur Hölle hören wir darauf? Als hätten wir keine eigene Meinung und kein Gefühl dafür was uns körperlich guttut, rennen wir in Shaping-Leggings und Yoga-BH und unrealistischen Trends hinterher um uns am Ende schlecht gelaunt und frustriert mit zwei cm mehr Po-Umfang die Frage zu stellen: Ist es das wert?

Müssen wirklich so viel Gedanken, Energie und Zeit in etwas fließen lassen, dass abgesehen von der Optik rein garkeinen Einfluss auf unser Leben hat?

Viele Jahre habe ich über die Flut an Bildern, die uns ein völlig unrealistisches Körberbild aufzwingen nicht mal nachgedacht und Artikel wie: ‚Der 3 Wochen Notfallplan für die Bikini Figur’ oder ‚10 Tipps zum Kaschieren des Bäuchleins’ (mit mehr oder weniger großem Interesse) gelesen und sie ohne zu hinterfragen als Teil der Medienlandschaft akzeptiert.

So richtig angefangen über das Thema nachzudenken habe ich eigentlich erst in meiner Schwangerschaft, in der plötzlich JedeR dachte ein Urteil abgeben zu dürfen, darüber, ob mein Bauch groß oder klein war, welche Form er hatte, wie rund mein Gesicht geworden war, dass ich zu viel oder zu wenig zugenommen hatte – die Liste ist endlos!

Obwohl ich mich durchaus als selbstbewusste Person bezeichnen würde und mit (ungebetenen) Kommentaren Anderer zumindest halbwegs umgehen zu können glaubte, war ich doch überrascht, was es mit der Psyche anstellt, wenn alle dich aufgrund deines Aussehens bewerten.

Wahrscheinlich – oder sogar ziemlich sicher – war das auch schon so bevor ich schwanger wurde und ist im Grunde für jede Frau schlichtweg Alltag. Mir war es nur noch nie so bewusst gewesen und es nervte und schockierte mich zutiefst.

Die Schwangerschaft aber, war zum Glück irgendwann vorbei, was jedoch blieb, sind klare Spuren, die sie hinterlassen hat.

Ein paar Dehnungsstreifen am Bauch, eine halbe Schuhgröße mehr und das vormalige straffe C-Körbchen (welches sin in der Schwangerschaft dann doch eher ein D-Körbchen war) hat sich zu einem A-Körbchen entwickelt. Die Haut aber leider nicht.

Nun sind diese Veränderungen die, wenn man mal genauer darüber nachdenkt, schneller passieren als jede andere körperliche Veränderung, die wir in unserem Leben so durchlaufen, ohnehin schon anstrengend und gewöhnungsbedürftig.

Brauchen wir dann noch unbedingt diese Horde an feinfühligen Menschen, die uns halb-subtil suggerieren, dass wir nicht (mehr) gut genug wären?

Brüste wie Heidi Klumm, einen Po wie Amber Rose und ein richtig schöner Thigh Gap. Das sollte ja wohn drin sein als Frau die was aus sich hält!

Intelligent, witzig, eloquent und stark? Alles egal, solange du keine Ab-Crack vorweisen kannst.

So richtig bewusst wie verschoben unsere Prioritäten sind, wurde mir denke ich erst ein paar Monate nach der Geburt meines Sohnes, als eine mir eigentlich nahestehende weibliche Person meine Brüste als Hautlappen bezeichnete und sich nicht einmal großartig Gedanken darüber machte, was sie da eigentlich sagte.

Ähm…ich weiß ja nicht wie du dir das vorstellst, aber man möchte doch eigentlich meinen, dass es nachdem man ein Kind hat wachsen zu lassen, es 9 Monate in sich herum getragen und es danach mit Muttermilch ernährt hat – die ja bitte auch erst mal produziert werden muss – nicht überraschend ist, dass sich die eine oder andere nachhaltige Auswirkung auf den Körper zeigt.

An diesem Punkt war mir klar, dass ich das nicht mehr wollte. Ich will mich nicht den Rest meines Lebens damit verbringen mich wegen meines Aussehens zu stressen.

Natürlich möchte jedeR gerne attraktiv sein und gefallen, das sollte Er/Sie aber in erster Linie sich selbst und nicht den anderen die meinen sie dürften ein Urteil abgeben

Zudem ist es doch absurd, dass wir bei der enormen Körpervielfalt, mit der wir es im Leben zu tun haben es ein einziges Bild geben soll, dem alle entsprechen wollen?

Wer hat beschlossen, dass Brüste nur schön sind, wenn sie aussehen wie aus Plastik - und sich auch so verhalten? Sind wir denn nicht endlich emanzipiert genug, nicht zu glauben, dass unser Leben ein besseres wäre, wären wir ein perfektes Abbild der heutigen Körper-Trends?

Ich glaube das einfach nicht länger. Ich wäre mit anderen Brüsten auch nicht besser und mit weniger Cellulite auch nicht erfolgreicher in Job oder Studium. Meine FreundInnen würden mich nicht mehr oder weniger lieben und sollte ich mit einem Mann im Bett landen, der sich an meinen Dehnungsstreifen stört (was für ein absurder Gedanke) könnte ich mich nicht mehr halten vor Lachen.

In diesem Sinne, liebt euren Körper so wie er ist und seid (Shoutout to Taryn Brumfitt von der Doku Embrace, welche ich nur empfehlen kann!) stolz darauf was er kann und nicht lediglich darauf wie er aussieht!

Alter lässt sich ohnehin nicht aufhalten, und wer später auf ein erfülltes Leben zurückblicken will, wird sich am Totenbett wohl kaum denken: ’ Wow, bis 45 war ich faltenlos! ‘

Lasst uns unsere Körper genießen und uns gegenseitig darin bestärken, anstatt zu urteilen. Das Leben ist zu schön und zu kurz um unsere Stimmung von unseren Oberschenkeln abhängig zu machen!

Alles Liebe,

Eure Katharina

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