Großstadt Yoga und warum mich das Oom von der Erleuchtung abhält
- Katharina Schwenk
- 7. März 2017
- 3 Min. Lesezeit

Rückenschmerzen, Müdigkeit, mangelnde Flexibilität, Verspannungen durch intensive Workouts oder einfach schlechte Stimmung.
Kaum eine Situation in der Yoga nicht die potenzielle Antwort und Lösung bietet. Zumindest in meinem Leben ist das so.
Vor allem seit regelmäßige Workouts im Fitness Center bei mir an der Tagesordnung stehen - oder so ;) - ist Yoga für mich der perfekte Ausgleich.
Auch die meisten Studios die ich bis jetzt besucht habe können durchaus als kleine Wohlfühloasen durchgehen und machen die Erfahrung meist rundum zu einer positiven.
Wäre da nicht dieses eine böse kleine Wort am Anfang und am Ende einer jeder Einheit.
Das Oom.
Hach was ist es für eine Sache mit diesem Oom?
Meine ersten richtigen Erfahrungen mit Yoga habe ich in Indien, also DER Yoga-Hochburg machen dürfen.
In einem riesigen Raum in McLeod Ganj, 20 Minuten Fußmarsch von der Residenz des Dalaih Lama Himself entfernt, finde ich mich an einem nebeligen Morgen anno 2010 mit geschätzten 40 anderen TeilnehmerInnen ein, um den neuen Tag mit einem ausgedehnten Morgengruß willkommen zu heißen.
Und sofort geht es los: das zynische kleine Tierchen in meinem Kopf fängt an zu brüllen und ich kann es nicht stoppen!
Es ruft: 'Was, 40 Menschen? Da hättest du auch im USI Kurs bleiben können. Und überhaupt, schau dich mal um!' Ich spüre wie mein Kopf rot wird. Keine Spur von Entspannung oder gar spiritueller Erleuchtung. Zwischen all den alternativ gekleideten in sich gekehrten Yogis bin ich in meinem Nike Sports Bra und meinen quietsche blauen Leggings definitiv der Underdog!
Ohnehin schon verunsichert beginne ich also die Stunde und da kommt es: Das Oom.
40 - also eigentlich 39 - Menschen nehmen einen tiefen Luftzug und oomen inbrünstig los.
Schon nach wenigen Sekunden kann ich mich nicht mehr halten und lache lauthals los. Alle, wirklich alle starren mich nun an und ich möchte vor Scham versinken!
Keinen Überraschung, dass dies meine erste und letzte Yoga Stunde dieser Indienreise ist.
Sieben Jahre und gefühlte 1000 Yogastunden später hat sich eines nicht geändert, meine tiefe Abneigung gegenüber dem allgegenwärtigen Yoga-Oom und mein Drang bei eben diesem ein amüsiertes Quietschen auszustoßen.
Klar, Yoga ist, neben all den körperlichen Vorteilen die es bietet, eine spirituelle Angelegenheit mit viel Geschichte und Riten, die allesamt ihre Berechtigung haben.
Dennoch kann ich nicht umher, mich zu fragen was mir dieses Ohm bringen soll? Ist es denn möglich, dass zumindest die Hälfte aller TeilnehmerInnen einer jeden von mir besuchten Einheit eines Wiener Yoga Studios mittels lauten Ohm Shanti Ausrufen ihre Erleuchtung - oder was auch immer - finden? In der Großstadt in der in jeden zweiten Aufzug ein kleiner - oder nicht ganz so kleiner - Penis in die Wand geritzt ist?
Völlig in ihr Inneres zurückgezogen werden allerlei Mantras gesummt und Atemstöße nach außen befördert, die mich an wahrlich andere Dinge als Yoga denken lassen.
In einer Zeit, in der Smartphones die Welt regieren, die immer schneller und unpersönlicher wird, kann mir da eine Stunde im Land des Oom um 15€ zu Seelenfrieden verhelfen?
Oder ist es gerade das? Vielleicht gibt es Menschen, die eben dieser Welt mittels stoßartigem Atmen und dem singen eines Liedes in dem es darum geht selbst die Sonne zu werden (jap, dieses Lied habe ich in einer der vielen Yogastunden auch leicht beschämt mitgesummt) entkommen können.
Verpasse ich denn am Ende etwas Lebensveränderndes? Und wenn ja, wie kann ich es bekommen?
Sollte ich am Ende auch anfangen zu oomen?
Ach was, wem mache ich hier etwas vor?
Ich gehe jetzt mit meinem zynischen Tierchen Kaffee trinken! Manche von uns sind eben für das Oom einfach nicht geschaffen.
Yorumlar