Hipster ist das neue Schwarz?
- Katharina
- 21. Nov. 2016
- 3 Min. Lesezeit

Es ist so eine Sache mit den Trends. Sie kommen jedes Jahr zu Hauf, schleichen sich langsam und beinahe unbemerkt in unser Leben und bleiben dann für eine Gewisse Zeit auf ganz organische Weise Teil unseres Alltags.
So unterschiedlich Trends sein können haben sie zumeist eines gemeinsam - irgendwann sind sie einfach wieder weg. Ganz plötzlich.
Manche jedoch bleiben und werden fester Bestandteil der Modelandschaft oder sogar unserer Alltagskultur.
So ist das mit dem Hipstertum passiert.
Hipster ist Kult und das mittlerweile über eine überdurchschnittlich lange Zeitspanne.
Ist es also noch ein Trend oder ist es mittlerweile ein gängiges Adjektiv, welches schlichtweg den guten Geschmack unseres Zeitalters beschreibt?
Was mich angeht trifft dies durchaus zu - meistens.
Selbst gemachte Eistees in Mason Jahrs mit Minze u Papier Strohhalm, trendige Turnschuhe in bunten Farben, Calvin Klein Unterwäsche, Androgyne Silhouetten, Lange Bärte, Rosé Gold, Marmor etc. etc., das alles finde ich sehr schön!
Ich bin also in diesen - nennen wir es der Einfachheit halber Trend - hineingewachsen und sehe es durchaus als Empfehlung an wenn jemand sagt: 'Das ist so eine Hipster Bar'.
Ab und an jedoch komme selbst ich, als Beanie tragende, Eistee trinkende Verfechterin des Hipstertums an meine Grenzen.
Eine meiner Lieblingssituationen dieser Natur ereignete sich in einer Bar im schönen vierten Wiener Bezirk, zu der sich an einem Freitag Abend J., T. und ich aufmachen.
Die genaue Adresse brauchen wir eigentlich nicht, denn die Bar ist schon von weitem zu hören.
'Ist das ein Club?' fragt T.?
'Nein, einen recht kleine Bar - so eine Hipster Sache.' Antwortet J.
Wie alle Bars/Cafés/Restaurats/Shops etc., die ich als 'Hipster Sache' bezeichne würde, strahlt auch diese optisch eine leicht herunter gekommene und dennoch perfekt durchdachte Ästhetik aus, die durchaus anziehend wirkt.
Also gehen wir hinein - nein, wir quentschen uns hinein.
Die Bar ist winzig und die um die 35 Leute reichen völlig aus um uns den bestimmt 3 Meter langen Weg zur Bar - jetzt müssen wir aber mal was trinken! - schier unmöglich zu machen.
J. erklärt sich bereit die Getränke alleine holen zu gehen - zum Glück, denn ich spüre die Hipster Frau in mir müde werden und die gewöhnliche erwachsene Single-Mutter die ich ansonsten bin fragt sich allmählich wieso zum Teufel wir nicht in einer Bar sitzen in der wir uns unterhalten können und zudem noch einen Sitzplatz hätten.
J. kommt mit unseren Gin Tonics (was sonst?) zurück.
Mit leicht säuerlicher Stimme sagt sie 'Einer hat 11 Euro gekostet!'
Ok, das ist jetzt nicht gerade günstig, aber für den Rosmarin Zweig, das Glas in Kristallschliff Optik und den Gestreiften Papier Strohhalm zahlt man als Hipster Dame die was aus sich hält eben einen angemessenen Preis.
So sitzen wir schließlich - zum Glück hat J. ein paar weitere Hipster Freude entdeckt - schreien uns gegenseitig ins Ohr und nippen an unseren überteuerten Drinks.
Die Zeit vergeht und just in dem Moment, in dem ich mich halbwegs an meine Situation in Hipsterland gewöhne sehe ich ihn!
Einen - wer hätte das gedacht - sehr hip gekleideter, schmächtigen jungen Mann. Er trägt zerrissene skinny Jeans, ein Tank Top mit (sehr) weit ausgeschnittenen Armausschnitten, Nike Roshe Runs und einen Bauchladen aus dem er Zigaretten verkauft - was mir bei einem Publikum von 35-40 Gästen auf gefühlten 20 Quadratmetern irgendwie als Witzlos erscheint.
Das Highlight jedoch ist seine Kopfbedeckung.
Ich kann es kaum fassen und meinen Blick nicht von ihm wenden bis das unvermeidbare passiert: er steht vor mir.
Zwei überraschender Weise absolut nicht beschämte und völlig ernste Augen schauen mich aus einem überdimensionalen, neon grünen Stierkopf an.
'Brauchst du was?' Fragt der hippe Stier.
'Nein, danke, ich bin versorgt.' Sage ich und sehe in diesem Moment bestimmt nicht wesentlich weniger wunderlich aus als der Zigaretten-Stier auf zwei Beinen.
'Leute, ich geh was essen, heute bin ich nicht trendy genug für das hier.'
T.&J. schauen erleichtert aus.
J.:'Würstelstand?'
Jap! Auf alle Fälle!
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